Im Juni 2011 gab ich meine Hausarztpraxis auf und folgte dem „Ruf der Wildnis“. Erste humanitäre medizinische Einsätze führten mich nach Kenya, es folgten so einige weitere Stationen in bspw. Sierra Leone, Ghana, auf den Philippinen, in Liberia, in Uganda. Meist war ich als Internist und Generalist unterwegs, in Sierra Leone auch mal eine zeitlang als der einzige chirurgisch tätige Arzt der dortigen Buschklinik. In letzter Zeit bemühe ich mich, besonders auch in der Pädiatrie dazuzulernen. Die Einsatzwirklichkeit fordert einen manchmal aber auch auf Gebieten von A bis Z - von Anästhesie über Geburtshilfe bis zum Zähneziehen reichten die Herausforderungen.

Von allüberall schrieb ich "Einsatznachrichten" per Mail an Kollegen, Verwandte und Bekannte in der Heimat. Da ich schon seit einiger Zeit stolzer Besitzer einer eigenen Webseite bin, war es dann ein Leichtes (Ironie), mich zu überreden, RICHTIG modern zu werden und regelmäßig zu bloggen (!) und so meine Erlebnisse der Weltöffentlichkeit zu präsentieren.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.
Herzlichst, Euer Rolf.

Uganda, 1. September 2015

Ein Autoreifen im Bauch…

Untersuchung

…und ein Apfel auf dem Auge waren die chirurgischen Highlights der letzten Woche hier im ugandischen Mutolere: Der erste Fall war ein sog. Sigma-Volvulus, eine in Europa seltene, in Afrika aber etwas häufiger gesehene Erkrankung durch eine sich um ihre eigene Längsachse verdreht habende große Dickdarmschlinge. Nach dem Öffnen des enorm aufgetriebenen Bauches sprang uns eine Sigmaschlinge entgegen, die das Format eines Autoreifenschlauches hatte: ich habe mir bis zu diesem Tage nicht vorstellen können, dass Darmgewebe (sonst hat das Sigma einen Durchmesser um 4 cm) derart grotesk überdehnbar ist, ohne zu zerreißen!! Der ältere Herr hat das Alles überstanden, wegen einer Darmnekrose (Gewebsuntergang) mit Lochbildung an der Verdrehstelle muuste ihm allerdings ein vorrübergehender künstlicher Darmausgang gelegt werden. Weiterlesen …

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Noch ungenutzt: meine malerische Hängematte

Liebe Alle,
längere Zeit habt Ihr keine Nachrichten „aus Übersee“ mehr von mir erhalten – ich nutze nun die Gelegenheit des etwas weniger arbeitsintensiven Wochenendes, um Euch einen Zwischenbericht zukommen zu lassen.

Die Hängematte auf dem Bild habe ich noch nicht nutzen können – aber sie sieht malerisch aus und hängt an der kleinen Terrasse vor meiner durchaus komfortablen Wohnung, die ich hier im St.Frances Hospital innehabe. Dies Krankenhaus wiederum befindet sich im kleinen Ort Mutolere, im äußersten Südwesten von Uganda – es sind von hier aus jeweils keine 20 km zur Grenze des Kongo und nach Ruanda. Weiterlesen …

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Liberia, 22. Februar 2015

„Was machen wir hier eigentlich?“

Stiefelausgießen in Monrovia

Stiefelausgießen in Monrovia

Liebe Alle,

Ebola ist m.W. aus Euren heimatlichen Schlagzeilen verschwunden – aus der Alltagsrealität hier jedoch noch nicht: die Epidemie schwelt noch immer weiter, zwar auf erfreulichst niedrigem Niveau, ist aber keineswegs beendet. So hat letzte Woche ein einzelner, zunächst unerkannt gebliebener Patient 17(!) weitere Menschen mit Ebola angesteckt. Um Ebola jedoch nicht – was eine Katastrophe wäre – endemisch werden zu lassen (d.h., dass sich der Keim dauerhaft in Westafrika einnistet und mal mehr, mal weniger große, aber andauernde Bedrohung darstellen wird), kommt es drauf an, wirklich ausnahmslos alle Infektionsfälle zu finden, sie zu isolieren und die komplette maximal mögliche Krankheitsdauer über effektiv zu isolieren. Das tun zwar schon die etwa 20 ETU´s (Ebola Treatment Center), die es hierzulande gibt. Weiterlesen …

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Liberia, 30. Januar 2015

In A Yellow Submarine

Guess

Guess who?

Liebe Alle,

mein schauspielerisches Talent hat sich schon immer in gewissen Grenzen gehalten – aber derzeit habe ich dennoch ein Dauerabonnement als Marsmenschendarsteller. Die schicken Ebola-Schutzanzüge habt Ihr gewiss alle schon mal auf Abbildungen gesehen?!?

Zwar bin ich erst seit einigen Tagen hier in Monrovia/Liberia, aber ich kann Euch jetzt schon versichern, dass das Tragen dieser PPE (Personal protective equipment) genannten Schutzanzüge eine Art sportliche Herausforderung ist: nach einer Stunde ist, besonders um die Mittagszeit, sollte man besser wieder raus aus dieser knallgelben Ganzkörpergummihülle (die, ergänzt durch Gummistiefel, zwei Gesichtsmasken, drei! Lagen Handschuhe, Gummischürze, großer Kopfhaube, Skifahrerbrille und ggf zusätzliche Klebebandstreifen nicht einen einzigen Quadratmillimeter atmungsfähige Haut übrig lässt). Das Rauskommen ähnelt dann mit seinem Schnaufen und Prusten dem Auftauchen eines U-Bootes: nur dass dies innen trocken und von außen nass ist, was wiederum bei der PPE genau umgekehrt ist. Und ein Liter Flüssigkeitsersatz sowie das vollständige Wechseln der kompletten Unterbekleidung sind dann angesagt. Weiterlesen …

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Ghana, 11. Oktober 2014

Fredom and Justice

Freiheit und Gerechtigkeit ....

Freiheit und Gerechtigkeit …

Liebe Alle,
vom Wochenende in Ghanas Hauptstadt Accra habe ich das beigefügte Motiv mitgebracht. Es zeigt den Black Star Triumphbogen, der anlässlich Ghanas Unabhängigkeit von Großbritannien, 1957, errichtet wurde. Ghana (die ehemals sog. Goldküste) ist damals eine der ersten Kolonien in Afrika gewesen, die die Unabhängigkeit erreichten. Es hat seitdem als Erfolge vorzuweisen, dass es der Wirtschaft etwas besser geht als den Nachbarn, Armut weniger immens weit verbreitet ist und sich allmählich eine kleine Mittelschicht herausbildet, die – wenn sie es bezahlen kann – sogar Zugang zu einer recht guten akademischen Ausbildung hat. Der Staat ist – wie oft auf diesem Kontinent – überbürokratisch, aber Manches – unter Hintansetzung europäischer Maßstäbe – funktioniert immerhin irgendwie. Vor Allem aber: trotz aller evtl. Mauschelei und Schiebung bleibt festzuhalten, dass Ghana seit seiner Gründung keine Putsche, sondern nur demokratische Machtwechsel erlebt hat und damit zu Recht als eine der wenigen Demokratien auf diesem Kontinent rühmen darf. Stolz prangt nun auf dem Triumphbogen (aber auch jeder Banknote und jedem offiziellen Stückchen Papier) das Staatsmotto „Freedom and Justice“ – Freiheit und Gerechtigkeit. Weiterlesen …

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