Im Juni 2011 gab ich meine Hausarztpraxis auf und folgte dem „Ruf der Wildnis“. Erste humanitäre medizinische Einsätze führten mich nach Kenya, es folgten so einige weitere Stationen in bspw. Sierra Leone, Ghana, auf den Philippinen, in Liberia, in Uganda. Meist war ich als Internist und Generalist unterwegs, in Sierra Leone auch mal eine zeitlang als der einzige chirurgisch tätige Arzt der dortigen Buschklinik. In letzter Zeit bemühe ich mich, besonders auch in der Pädiatrie dazuzulernen. Die Einsatzwirklichkeit fordert einen manchmal aber auch auf Gebieten von A bis Z - von Anästhesie über Geburtshilfe bis zum Zähneziehen reichten die Herausforderungen.

Von allüberall schrieb ich "Einsatznachrichten" per Mail an Kollegen, Verwandte und Bekannte in der Heimat. Da ich schon seit einiger Zeit stolzer Besitzer einer eigenen Webseite bin, war es dann ein Leichtes (Ironie), mich zu überreden, RICHTIG modern zu werden und regelmäßig zu bloggen (!) und so meine Erlebnisse der Weltöffentlichkeit zu präsentieren.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.
Herzlichst, Euer Rolf.

Ghana, 29. September 2014

bmngtfvb cbb aus Ghana

Die Kunst des Improvisierens ...

Die Kunst des Improvisierens …

Wenn Ihr jetzt nicht gleich wisst, was
„bmngtfvb cbb“
bedeuten soll, sei Euch gnädig verziehen. Denn: das ist die Buchstabenkombination, die beispielsweise entsteht, wenn man mit dem Kopf auf der Tastatur einschläft. Und das ist mir dieser Tage schon zwei mal geschehen.

Warum das indirekt mit Ebola zu tun hat, will Euch gern erklären: zwar ist hier in Ghana noch kein einziger(!) Fall an Ebola aufgetaucht, aber in den Ländern rundum gab es ja nun mal Fälle und man wartet hier fast schon mehr drauf, wann es ankommen wird als darauf, ob es ankommen wird. Deshalb widerum verziehen sich die jüngeren Ärzte lieber in die großen Städte, weil sie sich – vielleicht nicht unberechtigt – dort sicherer fühlen: die Krankenhäuser sind meist besser ausgerüstet, das Sanitätswesen und die Kontrollmaßnahmen würden dort vielleicht besser als in der Provinz funktionieren und die Kollegen wären nicht die jeweils eventuell Einzigen, die sich dem Problem stellen müssten. Darum ist auch hier, in Eikwe, von 4 Assistentenstellen nur eine einzige besetzt – und entsprechend „gut“ habe ich zu tun.

Langeweile kam daher bislang wenig auf – und dennoch macht es Spaß: denn wie Ihr Euch vielleicht aus den Ghana-Rundbriefen des vorigen Jahres erinnert, sind die diagnostisch-technischen Möglichkeit hier deutlich besser als z.B. in Sierra Leone und die Arbeit besonders mit den Schwestern ist im Vergleich viel produktiver und flüssiger – sie sind nicht nur merklich besser ausgebildet, sondern auch sehr einsatzbereit und „freuen sich ein Loch in die Mütze“, dass man da ist und arbeitet.

Nachts könnte die Freude nur manchmal etwas seltener geäußert werden… 🙂

Für die Besorgten unter Euch noch mal ein Weniges zu Ebola: zwar leben wir hier nahe der schlecht gesicherten Grenze zur Elfenbeinküste und haben außerdem noch ein Flüchtlingslager mit vielen ungeklärten Nationalitäten in der Nähe und deshalb kein ein Ausbruch nicht ausgeschlossen werden. Aber bislang war eben noch gar nichts und darum ist derzeit die Wahrscheinlichkeit, dass ich von einer Kokosnuss erschlagen werde, wesentlich höher als die, von Ebola infiziert zu werden. Und immerhin hätten wir die Möglichkeit, hier eine Isolierstation zu improvisieren und haben neuerdings sogar einen Posten Schutzanzüge auf Lager – sollte das Problem kommen, müsste man sich ihm halt stellen.

Bis dahin bin ich erst mal gern hier, erfreue mich an dem derzeit kühlen Wetter (heute Nacht zB 26°) und der komfortablen Wohnsituation – nur dass ich es bisher noch nicht ein Mal zum Schwimmen im großen Tümpel nahebei gebracht habe, wurmt mich.

Viele liebe Grüße,
Euer R.

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Philippinen, 20. Juni 2014

Im Wilden Osten

Da hilft nur noch Muskelkraft

Da hilft nur noch Muskelkraft

Nein, nein, ich mag Reis. Wirklich. Und ich lass mich davon nicht abbringen – Reis ist klasse und nahrhaft und schmeckt prima! Jawohl.
Aber momentan schleicht sich in sein und mein Verhältnis eine gewisse Ambivalenzkomponente ein. Denn Reis gibt es auf unserer Rolling Clinic Tour durch die Berge Ost-Mindanaos nicht nur zum Mittagessen und zum Abendbrot, sondern auch zum Nachmittagstee und (Ihr werdet’s erraten haben) auch schon zum Frühstück.

Aber wir bleiben Freunde, der Reis und ich; bestimmt.
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Philippinen, 7. Juni 2014

…. und der Beweis

Rolfs Sohn hat es tatsächlich geschafft, den Beitrag des Unfalls (s. vorherigen Artikel) auf Youtube ausfindig zu machen – hier kann man Rolf ab ca. 01:04 in den philippinischen Nachrichten bewundern!

Zum Beitrag von GMA News auf Youtube

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A star was born ...

A star was born …

Liebe Alle,
gestern sollte eigentlich, trotz Dienstes, ein erholsamer Sonntag werden. Die Vormittagsstationsarbeit war zwar auch reichlich, aber schaffbar gewesen und ich hatte – bei großer Mittagsschwüle – grade geduscht, als ich von einer Schwester zu unserer Gynäkologin in den Kreißsaal zur Hilfe gerufen wurde. Ich war immer noch spärlichst bekleidet, als sie schon wieder kam und „Emergency, emergency!“ rief und ich – buchstäblich im Laufen noch die Hose hochziehend – losflitzte. 
Im Kreißsaal blutete eine Frau heftigst aus einem Gebärmutterhalsriss. Inzwischen zum Hilfsanästhesisten aufgestiegen, rief ich einer Hebamme die Narkosemitteldosierungen zu und werkelte dann zusammen mit der Gynäkologin über eine Stunde schweißüberströmt an der Frau herum. Schließlich war die Blutung bis auf weiteres gestillt.

Hätt´schlimmer kommen können, dachte ich und freute mich auf eine Atempause.
Aber ich wurde direkt in den Notaufnahmeraum gelotst und es kam schlimmer …
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Philippinen, 11. Mai 2014

Jetlag, Jeepneys und Juwelen

ein sogenannter "Jeepney"

Ein Hauptverkehrsmittel auf den Philippinen – der „Jeepney“

Liebe Alle,
wer von Euch kennt ein Kaff namens Davao??

Keiner?

Dann geht es Euch so wie bisher mir selbst, der ich mir bislang ein ausreichendes geographisches Wissen einbildete …
Das „Kaff“ hat 1,4 Millionen Einwohner, eine Ausdehnung wie der Großraum Berlin und ist die zweitgrößte Stadt der Philippinen (und liegt auf Mindanao, der zweitgrößten philippinischen Insel, die insgesamt 14 Mio. Einwohner hat. Nach Borneo sind es rund 400 km, zur nächsten indonesischen Insel gut 100 km).

Im Inneren dieser Insel, einer gebirgigen Region mit reichlich Regenfall, liegt mein erster Einsatzort: Buda, ein kleines Krankenhaus ohne operative Ausrichtung, 40 bis 50 Betten und ausgerichtet vorwiegend auf Geburtshilfe, Kinder und Tuberkulose. Hier betreibe ich den internistischen Part, später wird es auf eine sogenannte „Rolling Clinic“ gehen, eine zweiwöchige Geländewagentour zur versteckt in den Bergen lebenden eigentlichen Urbevölkerung Mindanaos, den Manyang.

Die Anreise nach Buda nahm mehr als anderthalb Tage in Anspruch: über Frankfurt und Hongkong geht es nach Manila, von dort per Regionalflieger ins oben genannte Davao, dann noch einige Stunden durchrüttelnde Autofahrt. Weiterlesen …

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