Liebe Alle,
vom Wochenende in Ghanas Hauptstadt Accra habe ich das beigefügte Motiv mitgebracht. Es zeigt den Black Star Triumphbogen, der anlässlich Ghanas Unabhängigkeit von Großbritannien, 1957, errichtet wurde. Ghana (die ehemals sog. Goldküste) ist damals eine der ersten Kolonien in Afrika gewesen, die die Unabhängigkeit erreichten. Es hat seitdem als Erfolge vorzuweisen, dass es der Wirtschaft etwas besser geht als den Nachbarn, Armut weniger immens weit verbreitet ist und sich allmählich eine kleine Mittelschicht herausbildet, die – wenn sie es bezahlen kann – sogar Zugang zu einer recht guten akademischen Ausbildung hat. Der Staat ist – wie oft auf diesem Kontinent – überbürokratisch, aber Manches – unter Hintansetzung europäischer Maßstäbe – funktioniert immerhin irgendwie. Vor Allem aber: trotz aller evtl. Mauschelei und Schiebung bleibt festzuhalten, dass Ghana seit seiner Gründung keine Putsche, sondern nur demokratische Machtwechsel erlebt hat und damit zu Recht als eine der wenigen Demokratien auf diesem Kontinent rühmen darf. Stolz prangt nun auf dem Triumphbogen (aber auch jeder Banknote und jedem offiziellen Stückchen Papier) das Staatsmotto „Freedom and Justice“ – Freiheit und Gerechtigkeit. Weiterlesen …
Ghana
Wenn Ihr jetzt nicht gleich wisst, was
„bmngtfvb cbb“
bedeuten soll, sei Euch gnädig verziehen. Denn: das ist die Buchstabenkombination, die beispielsweise entsteht, wenn man mit dem Kopf auf der Tastatur einschläft. Und das ist mir dieser Tage schon zwei mal geschehen.
Warum das indirekt mit Ebola zu tun hat, will Euch gern erklären: zwar ist hier in Ghana noch kein einziger(!) Fall an Ebola aufgetaucht, aber in den Ländern rundum gab es ja nun mal Fälle und man wartet hier fast schon mehr drauf, wann es ankommen wird als darauf, ob es ankommen wird. Deshalb widerum verziehen sich die jüngeren Ärzte lieber in die großen Städte, weil sie sich – vielleicht nicht unberechtigt – dort sicherer fühlen: die Krankenhäuser sind meist besser ausgerüstet, das Sanitätswesen und die Kontrollmaßnahmen würden dort vielleicht besser als in der Provinz funktionieren und die Kollegen wären nicht die jeweils eventuell Einzigen, die sich dem Problem stellen müssten. Darum ist auch hier, in Eikwe, von 4 Assistentenstellen nur eine einzige besetzt – und entsprechend „gut“ habe ich zu tun.
Langeweile kam daher bislang wenig auf – und dennoch macht es Spaß: denn wie Ihr Euch vielleicht aus den Ghana-Rundbriefen des vorigen Jahres erinnert, sind die diagnostisch-technischen Möglichkeit hier deutlich besser als z.B. in Sierra Leone und die Arbeit besonders mit den Schwestern ist im Vergleich viel produktiver und flüssiger – sie sind nicht nur merklich besser ausgebildet, sondern auch sehr einsatzbereit und „freuen sich ein Loch in die Mütze“, dass man da ist und arbeitet.
Nachts könnte die Freude nur manchmal etwas seltener geäußert werden… 🙂
Für die Besorgten unter Euch noch mal ein Weniges zu Ebola: zwar leben wir hier nahe der schlecht gesicherten Grenze zur Elfenbeinküste und haben außerdem noch ein Flüchtlingslager mit vielen ungeklärten Nationalitäten in der Nähe und deshalb kein ein Ausbruch nicht ausgeschlossen werden. Aber bislang war eben noch gar nichts und darum ist derzeit die Wahrscheinlichkeit, dass ich von einer Kokosnuss erschlagen werde, wesentlich höher als die, von Ebola infiziert zu werden. Und immerhin hätten wir die Möglichkeit, hier eine Isolierstation zu improvisieren und haben neuerdings sogar einen Posten Schutzanzüge auf Lager – sollte das Problem kommen, müsste man sich ihm halt stellen.
Bis dahin bin ich erst mal gern hier, erfreue mich an dem derzeit kühlen Wetter (heute Nacht zB 26°) und der komfortablen Wohnsituation – nur dass ich es bisher noch nicht ein Mal zum Schwimmen im großen Tümpel nahebei gebracht habe, wurmt mich.
Viele liebe Grüße,
Euer R.
Liebe Einsatznachrichtenfans, mit „Bella Blog“ ist nicht die ähnlich lautende Fernsehserie gemeint (denn noch wird diese nicht im ghanaischen Fernsehen gesendet), sondern was viel Besseres – auch wenn es zugegebenerweise eher in die Werbepause des Programms passen würde: ist es doch unverschämte Eigenreklame, mit der ich hier+heute hausieren gehe! Um in der Diktion des St.-Martin-Hospitals hier in Eikwe zu bleiben: Jauchzet, frohlocket! Denn sehet: das Internet hat Euch Erkenntnisse beschert! Dem konstanten Nachbohren interessierter Kreise nachgebend, findet sich also nun ein Speicher aller bisher versandten Rundmails etc. und berichte.
Freundin Annette Hartmann www.vor-druck.de sei hiermit gedankt: sie hat das wieder so professionell hochglanzmäßig in Szene gesetzt, dass garantiert keine Persil-Reklame jemals weißer waschend in Erinnerung bleiben wird als diese selbstredend höchstliterarische Nachrichtensammlung!
Und hier der erste richtige Blogartikel aus Eikwe:
Amöben, Salmonellen, Hirnhautentzündungen, bis ins Becken reichende Milzen und Lebern sowie ein Polio-Fall(!) bilden die Obertöne im Hintergrundrauschen des stationären Krankheitsgeschehens aus Tuberkulosen, Durchfällen, Lungenentzündungen, Hirnhautentzündungen, Malaria, Schwangerschaftsblutungen, Knochenbrüchen, Leistenbrüchen etc. Weiterlesen …
Mehrere Anfragen erreichten mich zu „St.Martin“ und wollten ihn mal zu sehen kriegen (tz,tz! Es waren wohl nicht Alle von Euch am 11. November zum Singen auf der Straße??) Hier ist er nun, aufgenommen vom hiesigen Anästhesisten – draußen im Gelände ist dieser unstete, hyperaktive Geselle kaum porträtierbar.
Das Stichwort „hyperaktiv“ bringt mich, wie letzthin versprochen, zu all den Krankheiten, die mir allein in den ersten 2 Wochen untergekommen sind.Für die (tropen-)medizinisch Interessierten hier zunächst eine trockene reine Auflistung, fast komplett von A bis Z: Weiterlesen …
… nun gibt es aber endlich wieder ein Signal, diesmal aus Ghana! Als Erstes lasst mich aber zunächst für die, die es nicht so mitgekriegt haben, berichten, weshalb es zu der längeren Sendepause kam: Als ich im Februar aus Sierra Leone zurückkam, war die Pflegesituation für meine Mutter noch schwieriger geworden, als sie es ohnehin schon viele Monate gewesen war – daher musste ich diesen ursprünglich für Juni geplanten Ghana-Einsatz absagen. Ende April verstarb meine Mutter so ausreichend friedlich, wie es erhofft gewesen war. Die bürokratischen und sonstigen unschönen Nachwehen sind nur teilweise bewältigt, Reste davon ziehen sich bis heute hin und werden mich auch nach meiner Rückkehr beschäftigen.
Diesen (relativ kurzen, bis Mitte Dezember dauernden) Einsatz jetzt habe ich aber nun doch – auch wenn das etwas Mühe gekostet hat – verwirklichen können.
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