Ghana, 12. November 2013

Lange war ja Funkstille …

Eikwe, Ghana

Eikwe, Ghana

… nun gibt es aber endlich wieder ein Signal, diesmal aus Ghana! Als Erstes lasst mich aber zunächst für die, die es nicht so mitgekriegt haben, berichten, weshalb es zu der längeren Sendepause kam: Als ich im Februar aus Sierra Leone zurückkam, war die Pflegesituation für meine Mutter noch schwieriger geworden, als sie es ohnehin schon viele Monate gewesen war – daher musste ich diesen ursprünglich für Juni geplanten Ghana-Einsatz absagen. Ende April verstarb meine Mutter so ausreichend friedlich, wie es erhofft gewesen war. Die bürokratischen und sonstigen unschönen Nachwehen sind nur teilweise bewältigt, Reste davon ziehen sich bis heute hin und werden mich auch nach meiner Rückkehr beschäftigen.
Diesen (relativ kurzen, bis Mitte Dezember dauernden) Einsatz jetzt habe ich aber nun doch – auch wenn das etwas Mühe gekostet hat – verwirklichen können.

Das ich Euch grad am heutigen Martinstag schreibe, hängt ein wenig auch damit zusammen, dass das Krankenhaus hier so heißt: Es ist das St.Martin-de-Porres-Hospital in Eikwe, Ghana.

(Heute habe ich Martin auch kennengelernt: so heißt der schon etwas ältere Gibbon-Affe, der hier auf dem Gelände wohnt und öfter durch´s Op-Fenster guckt: Einige Stimmen behaupten, dass nach ihm eigentlich das Krankenhaus benannt sei. Alteingesessene meinen sich aber zu erinnern, das es hier schon ein Krankenhaus gab, bevor Affe Martin hier ansässig wurde: diese genealogische Frage muss also derzeit offen bleiben…).

Die Anreise ging, wie üblich, über die Hauptstadt. Accra macht einen wesentlich saubereren, aushaltbaren und geordneteren Eindruck als Nairobi/Kenya oder auch als Freetown/Sierra Leone (welches eh beim Ranking der trostlosesten Hauptstädte dieser Welt einen der allervordersten Plätze belegt). In Accra wie auf dem Lande hier in Ghana habe ich soviele Besen in Tätigkeit gesehen, wie bisher noch nie in Afrika.
Auch hält man hier bei roten Ampeln tatsächlich an, es gibt sogar eine Anschnallpflicht und mitten in der Hauptstadt kann man seinen Wagen nachts auf der Straße parken und findet ihn am nächsten Morgen noch mit Reifen wieder!

Aber es ist immer noch Afrika, immer noch etwas chaotisch und es herrscht immer noch ein großes soziales Gefälle – trotz einiger eindeutiger Besserstellungen im Vgl. zu anderen Ländern dieses Kontinents.

Dass es eine zwar aufstrebende Gesellschaft ist, dass aber noch nicht alle hier vor Glückseligkeit und Zufriedenheit platzen, zeigte auf der vielstündigen Fahrt nach Westen (Eikwe liegt an der Küste unweit der Grenze zur Elfenbeinküste) das Aufkommen an Reklametafeln am Weg.
Hier eine Auswahl von grade einem guten Kilometer an einer Ausfallstraße aus Accra:
neben Werbung für Alpenliebe(!)-Candies und einem Softdrink, für den aus unerfindlichen Gründen mit der Abbildung eines Snow(!!)-Boarders geworben wurde, fanden sich Anzeigen für

-Miracle Rock Assemblies of God
-Greater Peace Gospel Crusade
-Sheikh Bin Musah Spiritual Centre
-Blessing Gift House Chapel
-The New Mahdi and Messiah
-Church of Christ
-Christ Evangelical Mission
-Pentacoastal Kingdom Chapel
-Word Miracle Church International
-Amago Spiritual Centre.

Ein Bedürfnis für geistige Stärkung scheint also vorhanden zu sein.

Beim St.Martin-Krankenhaus in Eikwe handelt es sich ebenfalls um einekirchliche, i.d.F. katholische Einrichtung.
Der Tag wird hier mit einem gemeinsamen Gebet, Gesang und einer Kurzpredigt begonnen. Derart gestärkt kann auch ich dann an mein Tagwerk gehen.
Das fing schon sehr bunt an, aber davon erzähle ich Euch beim nächsten Mal mehr, wenn ich mehr Erfahrungssammelgelegenheit gehabt habe.

(Nur ein Schmankerl sei für die Mediziner unter Euch vom gleich allerersten Tag berichtet: ich half beim Verbandswechsel einer Patientin, die am Vortag einen aufgetriebenen Bauch vorzeigte, Wehen gab es seit 2 Tagen keine mehr, der Muttermund war komplett geöffnet – aber die Gebärmutter klein und leer. Als die hiesige Chirurgin „nachguckte“, war der Uterus rupturiert und das Kind lag unter Darmschlingen im linken Oberbauch. Und mit diesem Zustand war die Patientin per Taxi aus der 70 km entfernten Elfenbeinküste gekommen..!!)

Die Unterkunft und das nichtberufliche Leben hier kann ich bislang nur in den schönsten Farben schildern: Es gint fast immer Strom, immer fließend Wasser, es gibt sogar einen Kühlschrank, eine brauchbare Matratze und Alles ist sauber.
Und außerdem, außerdem: ich war schon schwimmen im badewannenwarmen Meer und meine Joggingstrecke geht entlang eines wunderbaren Palmenstrandes – einfach klasse!

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