Im Juni 2011 gab ich meine Hausarztpraxis auf und folgte dem „Ruf der Wildnis“. Erste humanitäre medizinische Einsätze führten mich nach Kenya, es folgten so einige weitere Stationen in bspw. Sierra Leone, Ghana, auf den Philippinen, in Liberia, in Uganda. Meist war ich als Internist und Generalist unterwegs, in Sierra Leone auch mal eine zeitlang als der einzige chirurgisch tätige Arzt der dortigen Buschklinik. In letzter Zeit bemühe ich mich, besonders auch in der Pädiatrie dazuzulernen. Die Einsatzwirklichkeit fordert einen manchmal aber auch auf Gebieten von A bis Z - von Anästhesie über Geburtshilfe bis zum Zähneziehen reichten die Herausforderungen.

Von allüberall schrieb ich "Einsatznachrichten" per Mail an Kollegen, Verwandte und Bekannte in der Heimat. Da ich schon seit einiger Zeit stolzer Besitzer einer eigenen Webseite bin, war es dann ein Leichtes (Ironie), mich zu überreden, RICHTIG modern zu werden und regelmäßig zu bloggen (!) und so meine Erlebnisse der Weltöffentlichkeit zu präsentieren.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.
Herzlichst, Euer Rolf.

Sudan, 28. März 2017

Beim Klirren der Ketten

Liebe Alle,

wenn Euch der Titel dieses Beitrages seltsam vorkommt, dann geht es Euch wie mir vor ca. 3 Monaten, als ich gebeten wurde, die Medikamentenliste für den jetzigen Einsatz zu prüfen:

Es sollte sich bei diesem Einsatz für die Kaufbeurener Hilfsorganisation Humedica darum drehen, im Rahmen des „Prison Fellowship International“(PFI)-Programms Besuchsreisen von Gefängnissen in Ländern Asiens und Afrikas durchzuführen, in denen rechtliche und gesundheitliche Standards noch unterentwickelt sind. Richtig viel konnte ich mir, da ich das erste Mal auf solch eine Mission gehen würde,darunter noch nicht vorstellen. Warum aber auf dieser Medikamentenliste unter anderem Kindersäfte, gebrauchte Brillen, Seifenstücke und auch Hämorrhoidalcremes standen, fand ich arg seltsam.
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Bangladesh, 8. Dezember 2016

Advent, Advent – kein Lichtlein brennt

Liebe Alle,

inzwischen zieht auch hier in Bangladesh der Winter ein – jedenfalls das, was hier Winter genannt wird. Das heißt nicht, dass ich schon Schnee schippen musste, aber frühmorgens kann es schon mal um die 20, ein Mal sogar 18° „kalt“ sein. Die Geräuschkulisse hier besteht – unangenehmerweise schon morgens um 5 Uhr – aus dem ersten Gebetsaufruf des Muezzins (plus den expektorierend wirkenden Begleitgeräuschen seiner museumsreifen Lautsprecheranlage) statt aus Jingle Bells oder Vom Himmel hoch da komm ich her.
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Bangladesh, 11. November 2016

Wo freitags immer Sonntag ist

Liebe Alle,

zwischen dem Verkehr in deutschen Großstädten und dem in Dhaka bestehen doch, wie ich in mehreren Stau-Steh-Stunden recht gründlich feststellen konnte, gewisse Unterschiede. Nicht nur, dass hier zwar mehrheitlich, aber keineswegs ausschließlich links gefahren wird – vor allem ist es das, was sich an Fahrzeugen (plus Fußgängern plus Hunden plus Ziegen) auf den Straßen tummelt, was den großen Unterschied ausmacht.
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Uganda, 16. April 2016

Zucht und Ordnung

"Ja, mer san mim Radl da ..."

„Ja, mer san mim Radl da …“

Schüler in Deutschland, Ihr Weicheier, hört auf, Euch zu beschweren!! Was Ihr so als Stress bezeichnet – dem will ich mal gegenüberstellen, wie der Alltag in der hiesigen St Gertrude’s School in Mutolere/Uganda aussieht. In dieser katholischen Mädchen-Internatsschule, aus der ich manchmal Patienten hatte, sieht der Alltag montags bis samstags so aus: Weiterlesen …

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Uganda, 3. März 2016

“Amerika, du hast es besser …

…als unser alter Kontinent“ dichtete einst Goethe. Nun lasse ich ja sonst auf den guten Johann Wolfgang wenig kommen, aber hier kann ich ihm nicht restlos zustimmen. Zumindest nicht mehr so ganz, seit ich hier in Uganda, wieder im Krankenhaus am Fuße der Gorilla-Berge, meine Erfahrung mit der Supervision amerikanischer Jungdoktoren gemacht habe.

Nun schon die zweite Woche bin ich hier, um neben meinen Pädiatrie- und Ambulanzjobs noch das tropenmedizinische Treiben von vier sog. „Residents“ der University of Connecticut im Auge zu behalten. Das ist einerseits eine neue und sowohl amüsante und lehrreiche Erfahrung, bei der mein Nervenköstum gar nicht so sehr belastet wird durch die erwartete Bakteriophobie der Amis (sie desinfizieren ALLES, bis hin zum Kugelschreiber) und ihren Abkürzungsfimmel, den sie gerne auch noch so artikulieren, als hätten sie ein Zungenhölzchen quer im Munde. Und ganz sicher haben sie alle eine profunde und detaillierte, wenn auch ein wenig streng in tabellarischem Denken verhaftete Ausbildung erhalten: das Detailwissen ist oft recht beeindruckend. Weiterlesen …

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