Sierra Leone, 8. September 2012
Unterricht der Schwesternschüler
Lasst mich wegen manch besorgter Anfrage vorwegschicken: wir leben Alle noch, wir sitzen nicht mal dauernd auf dem Toi und nach dem dritten Fall hat sich kein weiter Choleraverdacht mehr ergeben – wir haben hier also nicht mal ein Rinnsal der Welle abbekommen, die durch Freetown ging. Von Epidemie ist hier also gar nichts zu spüren und wir hoffen jetzt einfach, dass es sich weiter in diesem Rahmen halten wird. Apropos Haltung: die müsst Ihr jetzt annehmen, denn ich habe Euch bislang die grandiose Nachricht meiner Beförderung vorenthalten!
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Sierra Leone, 31. August 2012
Party mit Cola
Gestern Abend haben wir den bisherigen Medical Superintendent unseres Krankenhauses (jenen alten afrikanischen Doktor mit der seltsamen, teilweise sogar russischen Lebensgeschichte, von dem ich in meinem letzten Einsatz mal berichtete) verabschiedet: die Veranstaltung war so afrikanisch, dass ich Euch kurz davon berichten möchte. Als wir drei German doctors zu der Feier mit schlechtem Gewissen zwanzig Minuten zu spät eintrafen, waren wir die Ersten (!); zwei volle Stunden später war wenigstens die Hauptperson da, aber beileibe noch nicht alle Gäste. Der Getränkelieferwagen hatte einen Platten und der Reservereifen war natürlich nicht aufgepumpt, so dass die Drinks erst noch eine weitere Stunde später eintrafen. Dass war insofern ungünstig, als es irgendwann immerhin schon was zu Essen gab, welches aber so scharf war, dass ich mich fast genötigt sah, unserer norwegischen Laborpraktikantin die Augen manuell zu reponieren. Ich habe dann wohlweislich auf eine eigene Kostprobe verzichtet.
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Sierra Leone, 21. August 2012
„Monsun“
Seit ich das Flughafengebäude in Freetown, S.L., verlassen habe, regnet es hier, von wenigen Stunden Unterbrechung abgesehen, fast ununterbrochen. Und zwar nicht wie ein anständiger norddeutscher Sommernieselregen, sondern mindestens so, als hätte man sich unter eine Dusche gestellt und den Hahn auf absolut maximal aufgedreht. Im „Winter“, in der Trockenzeit, hatte ich mich über die knietiefen Betonrinnen, die hier im Krankenhausgelände um jedes Haus herumgebaut sind, etwas gewundert. Seit ich sie jetzt in besonders heftigen Regenanfällen nicht mehr sehe, weil sie überlaufen, wundere ich mich nicht mehr.
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Sierra Leone, 5. Februar 2012
Im OP, beim Kaiserschnitt
Gerade komme ich wieder von einer Aufnahme auf die Maternity, die Schwangeren-Station. Warum grade die schwangerschaftskorrelierten Erkrankungen mich so auf Trab halten, kann u.A. mit zwei Zahlen grade dieser aktuellen Patientin illustriert werden: es sei jetzt die achte Schwangerschaft, sie habe drei lebende Kinder und sei zwanzig Jahre alt. Da viele hier ihr Alter nicht so genau wissen, mag man vielleicht auch ein oder zwei Jahre beim Alter hinzurechnen – dennoch würdet Ihr wahrscheinlich meiner Ansicht zustimmen, dass das ein bisschen zu viel schwanger in zu jungen Jahren ist, oder?
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Sierra Leone, 21. Januar 2012
Mit den zwei linken Füßen aus der Überschrift sind jetzt nicht die gemeint, mit denen wir Alle (zumindest aber ich) morgens manchmal aufstehen, sondern folgende Begebenheit:
Nächtliche Aufnahme auf Maternity (Gebär- und Schwangerenstation), mal wieder hat die unbeholfenste der Hebammen Dienst. „Breech presentation; doctor: you look!“. Da sich aber selbst bei mir inzwischen rumgesprochen hat, dass eine solche Steisslage hier noch lange kein Kaiserschnittgrund ist, rate ich erstmal zum Abwarten. Am frühen Morgen dann der Anruf „Foot presentation!“. Hmmh, habe ich auch noch nie gehabt. Als ich hinkomme, guckt tatsächlich schon ein Fuß unten raus. „Must get other foot, doctor!“ heißt es dann. Da ich einsehe, dass eine Steißgeburt im Spagat -ein Bein oben, das andere unten – schwierig ist, mache ich mich seufzend an den auch noch nie geübten Versuch, ein anderes Körperteil aus einer schwangeren Gebärmutter zu holen.
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