Philippinen, 19. August 2018

Mindoro

die Anreise zu dem German Doctors Projekt auf Mindoro, von dem ich Euch heute erzähle, war eine etwas längere: Nach dem Nachtflug wurde ich in Manila einem wahrhaft monsunartigen Platzregen begrüßt, reiste dann per Bus Richtung Südwest zum Hafen von Batangas. Dabei kam ich am Vulkan von Taal vorbei, einer wirklichen Zeitbombe, auch wenn sie nicht tickt: ein großer runder Kratersee, in dessen Mitte noch mal ein Vulkankegel mit eigenem Kratersee aufragt, in dem sich wiederum eine kleine Insel befindet. Der Vulkan brach zwar zuletzt 1965 aus, wird aber äußerst scharf beobachtet, da einerseits die Umgebung ob ihrer enormen Fruchtbarkeit sehr dicht besiedelt ist, andererseits der Vulkan weiter aktiv ist: u. A. steigt die Temperatur des Sees manchmal drastisch an – in den 90er Jahren waren es mal 60°(!) – und dann wird die Bevölkerung in die vielerorts vorhandenen evacuation centers gescheucht.

Taal Vulkan

Taal See mit Vulkan

In Batangas fuhren wegen Sturm+Regen die „super fast“ Katamarane nicht, nur ein alter langsamer Dampfer steuerte den Zielhafen Calapan auf der siebtgrößten (von 7100) philippinischen Insel Mindoro an, welcher am Fuß des 2600m hohen Mt.Halcon liegt. Dieser erlangte seinerzeit einige Bekanntheit, als hier 1982 der (vorerst) letzte japanische Soldat aus dem 2.Weltkrieg aufgespürt wurde, der sich weiterhin weigerte, seine „Stellung“ aufzugeben, bis sein herbeigeschaffter ehemaliger vorgesetzter Offizier ihm dann den Befehl dazu erteilte.

Damit komme ich zu den Mangyan, der Ureinwohnerschaft Mindoros, die die Zielgruppe des Projektes darstellen: sie, die abseits der moderneren philippinischen Zivilisation leben, werden den Japaner gekannt, aber aus guten Gründen nicht weitergemeldet haben. Sie meiden die sie oft diskriminierenden Küsten-Filipinos, sprechen oft auch nicht deren Verkehrssprache Tagalog (geschweige denn Englisch), tragen ihre eigene Tracht, die Männer manchmal sogar noch einen Lendenschurz.

Mangyan Mutter und Kind

Mangyan Mutter und Kind

Sie haben sogar eine eigene, wohl aus dem mittelalterlichen Indien entlehnte Silbenschrift. Arm sind sie sowieso und werden immer mehr ins kaum erschlossene Inselinnere abgedrängt. Gottseidank können sie überall ihre Früchte anbauen (besonders Kokosnüsse, Bananen, Mangos, Lychees und und und) – der Boden ist so fruchtbar, dass der berühmte Besenstiel, der, in die Erde gerammt, nach einigen Wochen blühen soll, hier – fast – wahr sein könnte.

Mangyan Silbenschrift

Mangyan Silbenschrift

Das Hauptquartier und Ausgangspunkt für unsere Rolling Clinic-Touren liegt im weiter südlich gelegenen Ort Mansalay, noch mal 4 Autostunden entfernt. Wir steuern bei diesem „Rolling Clinic“ Projekt mit unserem Geländewagen die abgelegenen Mangyan-Siedlungen an – gestern bspw. mussten wir 14 mal einen Fluss durchfahren, um dahin zu gelangen – und bauen dort für einen Tag improvisierte Sprechzimmer, Apotheke und Patientenannahme auf. Im Gegensatz zum vorigen Einsatz auf Luzon kehren wir hier jeden Abend ins „Staffel House“ zurück.

Mein Sprechzimmer

Eines meiner „Sprechzimmer“

Dieser Ausgangspunkt für unsere Touren liegt im weiter südlich gelegenen Ort Mansalay, noch mal 4 Autostunden entfernt. Im Vergleich zu meinem Luzon-Einsatz im Frühjahr bietet dies Quartier schon beinah luxuriöse Wohnverhältnisse – insbesondere das funktionierende westliche Klo und die immer ergiebige Kaffeequelle weiß ich sehr zu schätzen!!

Mein philippinisches Frühstück

Mein philippinisches Frühstück

Die Herausforderung hier liegt neben Luftfeuchte, Regengüssen und Mücken mehr in der am Haus vorbeiführenden, belebten Landstraße: nachts das Fenster zuzumachen geht bei den Temperaturen einfach nicht, ein Überleben ist, wenn überhaupt, nur mit Ohropax möglich. Wenn ich Ende September wiederkomme, ruft besser nicht mehr an, sondern schreibt Briefe oder SMS – denn vielleicht bin ich bis dahin zwar nicht erstickt, aber wahrscheinlich endgültig ertaubt …

😉

Bis demnächst wieder, viele Grüße,
Euer R.

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