Philippinen, 11. April 2018

In den Bergen der Kopfjäger

für die unter Euch, die eher zur Rubrik „Wo-liegen-die-Philippinen-noch-mal-genau?“ gehören, hier fix die Kurzfassung der Basics:

Die laut letzten Zählungen rund 2000 bewohnten und 5000 unbewohnten Inseln und Felsbrocken im Meer liegen sozusagen „rechts neben Vietnam“ im Pazifik. Die zweitgrößte der Inseln, Mindanao, wo ich 2014 in einem Einsatz war, liegt mal eben 1800 km südlicher als die Nordspitze der größten philippinischen Insel Luzon, wo ich jetze unterwegs bin.

300 (!) Jahre war das Land eine spanische Kolonie, dann 50 Jahre eine amerikanische – von 4 Jahren japanischer Besetzung im 2. Weltkrieg unterbrochen – ehe es 1946 unabhängig wurde.

Die Landschaft

Die Spanier hatten sich immer auf Manila und wenige Stützpunkte an der Küste beschränkt und sind nie weit ins Landesinnere vorgedrungen. Am wenigsten ins Bergland der nördlichen Cordilleras, wo noch heute jedes der abgelegenen Bergdörfer einen eigenen Dialekt spricht und wovon sich manche noch bis in die 1920er (!) Jahre als Kopfjäger betätigt haben sollen.
Wir sind bei diesem neuen GermanDoctors-Projekt – dieser Kalauer muss sein! – jedoch nicht kopflos unterwegs, sondern erproben eine Route, die uns zukünftig regelmäßig alle vier Wochen in Dörfer führt, die sonst kaum an medizinischer Versorgung teilhaben können.

On the road …

Eine gewisse Seetauglichkeit und eine belastbare Wirbelsäule empfehlen sich, denn die schmalen Straßen sind nicht nur steil und gewunden, sondern mutieren gelegentlich zu so unpassierbar erscheinenden Schlammrinnen, dass man als norddeutscher Flachlandtiroler ein Weiterkommen oft für völlig unmöglich halt – und dann muss man sich mal tatsächlich per Wunsch aus dem Matsch ziehen.

Festgefahren

Ab und an ist ein Ort sogar nur zu Fuß erreichbar. Wir Gringos laufen dann keuchend auf den glitschigen Pfaden mit dicken Wanderstiefeln, während die Einheimischen die Lasten in Flipflops bergauf und bergab buckeln und dabei angeregte Unterhaltungen führen.

Kopfgeldjäger-Nachkommen – ganz friedlich

Überhaupt sind alle hier – auch die ehemaligen Kopfjäger – eigentlich immer fröhlich und sehr gastfreundlich. Wir übernachten in der Regel bei der örtlichen Hebamme und werden bekocht – was selbstverständlich drei mal täglich Reis bedeutet. Ich habe schon ausgerechnet: wenn ich wiederkommen, werde ich ungefähr 150 mal hintereinander Reis gegessen haben…

Der örtliche Supermarkt

Moskitonetz, Regenschirm und Schlafsack werden ebenfalls gut strapaziert, denn je nach Höhe in den Bergen schwankt das Klima von stickig-schwül mit reichlich Moskitos weiter unten bis Fleecepulloverbedarf in der Nacht und am Morgen in einem höher gelegenen Dorf – und während sonst hier nicht auf alles Verlass ist, so ist es das aber auf den garantiert täglichen Regen: alle Pazifikwolken scheinen sich in diesen Bergen abzuregnen.

So long, bis bald wieder,
Euer R.

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Petra , Hempel 19.04.2018

Lieber Doktor Rolf, dieser Gruß ist eine gelungene Überraschung für mich und ich bedanke mich herzlich dafür! Da ich Alte pflege, interessiert mich Alter grundsätzlich. Bemerkenswert muss das der Kopfjäger sein, die du fröhlich schilderst. Dein Wort in des Herrn Ohr!
Ich freue mich auf den nächsten Bericht aus dem Irgendwo. Dir stets gutes Gelingen!
Petra