Uganda, 15. August 2015

Ein kurzer Zwischenbericht aus Mutolere/Uganda

Noch ungenutzt: meine malerische Hängematte

Liebe Alle,
längere Zeit habt Ihr keine Nachrichten „aus Übersee“ mehr von mir erhalten – ich nutze nun die Gelegenheit des etwas weniger arbeitsintensiven Wochenendes, um Euch einen Zwischenbericht zukommen zu lassen.

Die Hängematte auf dem Bild habe ich noch nicht nutzen können – aber sie sieht malerisch aus und hängt an der kleinen Terrasse vor meiner durchaus komfortablen Wohnung, die ich hier im St.Frances Hospital innehabe. Dies Krankenhaus wiederum befindet sich im kleinen Ort Mutolere, im äußersten Südwesten von Uganda – es sind von hier aus jeweils keine 20 km zur Grenze des Kongo und nach Ruanda.

Alles drei sind ja nun Länder, die in der jüngeren Vergangenheit nicht grade durch besonders stabile politische Verhältnisse auffielen. Seit einigen Jahren ist es aber ganz ruhig geworden – wenn auch auf der kongolesischen Seite noch nicht Alles im Lot ist und manchmal auch noch Flüchtlinge ankommen sollen – und hier macht Alles einen so friedlichen Eindruck wie es der Garten auf meinem Terrassenbild vermittelt.

Insbesondere erstaunlich war das mir völlig unafrikanisch erscheinende Bild, dass sich auf der Überlandreise durch Ruanda bot (der Flughafen von Kigali/Ruanda liegt über 300 km näher als der Flughafen Entebbe [mancher erinnert sich an diesen Namen …] von Kampala/Uganda, weshalb mein Flug dorthin ging): leere, super asphaltierte Straßen, keinerlei herumliegender Müll, kein einziger Straßenverkäufer oder herandrängender Händler, die Bürgersteige werden täglich gefegt(!!!). Das schlechte Gewissen der Europäer nach dem ignorierten Völkermord in den 90er Jahren hat wohl einiges an Geld ins Land gespült und das strenge Regime des neuen Machthabers Paul Kagame sein übriges getan.

Das Krankenhaus St.Frances und mein Garten liegen auf über 2000 m Höhe, ganz am Fuße der Virunga-Vulkane (der mit 4127m höchste davon, Mount Muhavura, ist direkt von hier aus zu sehen) – hier hat seinerzeit Dian Fossey ihre berühmten Berggorilla-Studien betrieben, bis sie dort 1985, vermutlich von Wilderern, ermordet wurde. Landschaftlich ist diese hügelige Gegend sehr schön und das Klima aufgrund der Höhe sehr moderat: Obwohl wir nur weniger als 200 km südlich des Äquators liegen, sind nicht nur die Nächte angenehm kühl – auch das hier erwünschte Tragen eines weißen Kittels (für mich das erste Mal in Afrika) macht einem insofern nichts aus – in Sierra Leone beispielsweise würde da der Schweiß in Strömen fließen …

Da hier momentan Ärztemangel besteht, durfte ich gleich am ersten Tag, ohne dass groß Zeit für eine Einweisung vergeudet wurde, die Inneren Stationen und die Isolierstation übernehmen. So war bisher gut zu tun; ich habe noch längst nicht alle weiteren Ecken des Krankenhauses erkunden können, sondern hatte etwas Mühe, die Zeit für eine Einkaufsfahrt in den nahe gelegenen, etwas größeren Ort Kisoro abzuzweigen: diese Touren unternimmt man auf sog. Boda Bodas, Motorradtaxis, die von nicht immer sehr vertrauenerweckend aussehenden jungen Männern gesteuert werden (man munkelt, dass ein Teil von ihnen demilitarisierte ehemalige Milizionäre sind). Aber das Vergnügen ist billig – um die 45 Cent – und auch die eher schmucklosen Einkaufsläden im Ort bieten zwar kein Shopping-Erlebnis à la Edeka oder Kaufhof, erfreuen aber dafür mit Spottpreisen.

Beim nächsten Mal mehr auch von den medizinischen Erlebnissen, für jetzt wünsche ich Euch (die Ihr es, vom Hörensagen, noch etwas wärmer haben sollt als ich hier) noch schöne Sommertage,
Euer R.

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Susanne und Claudius 17.08.2015

Wir grüßen dich ganz herzlich aus deiner Heimatstadt! Unsere Gedanken sind bei dir und wir wünschen dir weiterhin viel Glück, bis bald!